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EU-Kompass und Omnibus-Pakete: Anpassungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit

Alle Details zu den vereinfachten Omnibus-Paketen im Kontext des EU-Kompasses für Wettbewerbsfähigkeit

EU-Kompass und Omnibus-Pakete
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Inhaltsverzeichnis

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Julia Köster
Sustainability Expert

Letzte Aktualisierung am 3. Februar 2025

In aller Kürze

  • Die Omnibus-Pakete (“Simplification Omnibus packages”) gehören zu den horizontalen Faktoren zur Stärkung des Wettbewerbs im Kontext des „Kompass für Wettbewerbsfähigkeit“ der EU
  • Die Pakete sehen Vereinfachungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung durch die Konsolidierung von CSRD, CSDDD und EU-Taxonomie vor
  • Rund 31.000 mittelgroße Unternehmen (“Small Mid-Caps”) sollen durch maßgeschneiderte Regelungen entlastet werden
  • Weitere, gezielte Initiativen des EU-Kompasses fördern Innovation, Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft und die Reduktion von Energieabhängigkeiten

Am 29. Januar 2025 wurde die erste großangelegte Initiative zu Beginn der Amtszeit der neuen EU-Kommission veröffentlicht: “Ein EU-Kompass, um wieder wettbewerbsfähig zu werden und nachhaltigen Wohlstand zu sichern” (Pressemitteilung der Europäischen Kommission vom 29.01.2025).

Mit dem „Kompass für Wettbewerbsfähigkeit“ hat die Kommission eine umfassende Strategie vorgestellt, um Europa als Innovationsstandort zu stärken, Dekarbonisierung mit Wettbewerbsfähigkeit zu verbinden und die Sicherheit sowie Resilienz Europas zu stärken.

Die Omnibus-Pakete (“Simplification Omnibus packages”) sind Teil der horizontalen Faktoren zur Stärkung des Wettbewerbs. Sie streben eine Vereinfachung der Nachhaltigkeitsberichtsstandards an und umfassen dabei zentrale Regelwerke wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und die EU-Taxonomie. Ziel ist es, die regulatorische Komplexität zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu steigern.

Alle bisher bekannten Details zu den Omnibus-Paketen sowie zu den Auswirkungen auf Unternehmen haben wir in diesem Blog zusammengestellt.

Was sind die Omnibus-Pakete?

Die Omnibus-Pakete gehören zu der Leitinitiative “Fünf horizontale Faktoren für Wettbewerbsfähigkeit”, die zusammen mit drei Hauptsäulen den neu veröffentlichten „EU Kompass für Wettbewerbsfähigkeit” ausmachen. Der EU-Kompass zielt darauf ab, die Nachhaltigkeitsanforderungen zu vereinfachen und dadurch Innovation, Dekarbonisierung und Sicherheit zu fördern.

EU-Kompass und Omnibus Pakete
Der EU-Kompass für Wettbewerbsfähigkeit; in hell-lila die horizontalen Faktoren für Wettbewerbsfähigkeit; basierend auf dem Factsheet der EU-Kommission zum EU-Kompass für Wettbewerbsfähigkeit (online abgerufen am 30-01-2025)

Die EU-Kommission wird mehrere Omnibus-Pakete erstellen, die verschiedene Vereinfachungen vorantreiben werden. Bisher wurde noch keins verabschiedet. Das erste Omnibus-Vereinfachungs-Paket, das „Nachhaltigkeits-Omnibus-Paket“, wird am 26. Februar vorgelegt. Aktuell ist noch unklar, welche Sektoren von weiteren Omnibus-Paketen betroffen sein werden und ob zusätzliche Nachhaltigkeitsanforderungen hinzukommen.

Aktuell weitere Pakete, die laut EU-Kompass, Seite 24 - 25 geplant sind (mit Jahresangabe):

  • European Business Wallet (2025)
  • Binnenmarktstrategie (Q2 2025)
  • Überarbeitung der Standardisierungsverordnung (2026)
  • Spar- und Investitionsunion (Q1 2025)
  • Nächster MFR, einschließlich eines Fonds für Wettbewerbsfähigkeit und eines Koordinierungsinstruments für die Wettbewerbsfähigkeit (2025)
  • Union der Kompetenzen (Q1 2025)
  • Fahrplan für hochwertige Arbeitsplätze (Q4 2025)
  • Initiative zur Übertragbarkeit von Qualifikationen (2026)

Wichtige Ziele der Omnibus-Vereinfachungen sind:

  • Proportionale Zeitpläne: Unternehmen sollen schrittweise an die Anforderungen herangeführt werden, um eine reibungslose Umsetzung zu gewährleisten.
  • Reduzierte Berichtspflichten: Geplant ist eine Verringerung der Berichtspflichten um 25 % (35 % für KMUs).
  • Neue Kategorie für Small Mid-Caps: Etwa 31.000 Unternehmen in der EU könnten von maßgeschneiderten Regelungen profitieren.
  • Fokus auf relevante Metriken: Konzentration auf investorenrelevante Daten und die schädlichsten wirtschaftlichen Aktivitäten.

Wesentliche Auswirkungen der Omnibus-Vereinfachungen auf Unternehmen

Die Omnibus-Pakete werden wesentliche Auswirkungen auf Unternehmen haben, indem diese die Compliance erleichtern und regulatorische Belastungen, insbesondere für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMUs), reduzieren. So wird durch die Omnibus-Pakete – das erste davon, der „Nachhaltigkeits-Omnibus“ – eine Reduzierung der Berichtspflichten erreicht. Dabei wird die Anpassung der Verpflichtungen an Unternehmensgrößen und Aktivitätsbereiche berücksichtigt.

Ein Schwerpunkt liegt auf der nachhaltigen Finanzberichterstattung, Due Diligence und der Taxonomie. KMUs profitieren dabei zusätzlich vom Schutz vor übermäßigen Anforderungen entlang der Lieferketten. Geplant ist auch eine neue Definition von KMUs, die dazu führt, dass einige Unternehmen nicht mehr in den Anwendungsbereich der CSRD fallen.

Neben den konkreten Omnibus-Paketen profitieren Unternehmen auch so grundsätzlich von den einzelnen Initiativen durch den EU-Kompass. So sollen grüne Technologien und die Kreislaufwirtschaft zu klaren Wettbewerbsvorteilen führen, strategische Abhängigkeiten verringert und stabile Lieferketten gesichert werden. All dies soll europäische Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber globalen Unsicherheiten machen.

Was beinhaltet der Kompass für Wettbewerbsfähigkeit?

Der EU-Kompass für Wettbewerbsfähigkeit umfasst drei Handlungsschwerpunkte zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sowie fünf horizontale Faktoren, die erforderlich sind, um die Wettbewerbsfähigkeit in allen Bereichen zu fördern.

Handlungsschwerpunkte des Kompasses für Wettbewerbsfähigkeit

Um die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen zu steigern, sieht die EU-Kommission drei Säulen vor:

1. Innovation und Digitalisierung

Die EU-Kommission verfolgt das Ziel, ein Umfeld zu schaffen, das junge, innovative Start-up-Unternehmen unterstützt. Zudem möchte sie die industrielle Führungsrolle in wachstumsstarken Sektoren auf Basis von Deep Tech ausbauen und die Verbreitung neuer Technologien in etablierten Unternehmen sowie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fördern.

2. Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft

Diese Säule vereint Dekarbonisierung mit Industrie-, Wettbewerbs-, Wirtschafts- und Handelspolitik, um Wachstum zu fördern. Der Kompass betont die Herausforderung hoher Energiepreise und definiert Maßnahmen, um den Zugang zu sauberer, erschwinglicher Energie zu erleichtern. Der „Deal für eine saubere Industrie“ verfolgt einen wettbewerbsorientierten Dekarbonisierungsansatz, der die EU als attraktiven Fertigungsstandort stärkt und die Förderung von sauberen Technologien sowie kreislauforientierten Geschäftsmodellen unterstützt.

3. Sicherheit und Abhängigkeit

Sicherheitsaspekte und strategische Autonomie sollen stärker in die Wirtschaftspolitik der EU integriert werden. Die Fähigkeit der EU, Abhängigkeiten zu verringern und ihre Lieferketten zu diversifizieren, wird durch effektive Partnerschaften gestärkt. Der Kompass skizziert neue Partnerschaften für sauberen Handel und Investitionen, um die Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit der EU-Unternehmen zu erhöhen.

Eindrücke aus der öffentlichen Pressemitteilung der EU-Kommission zum EU-Kompass
Eindrücke aus der öffentlichen Pressemitteilung der EU-Kommission zum EU-Kompass; © Copyright Europäische Union (online abgerufen am 30.01.2025)

Horizontale Faktoren zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

Die drei Handlungsschwerpunkte werden durch fünf horizontale Faktoren ergänzt, die konkrete Maßnahmen zur Umsetzung umfassen:

  1. Vereinfachung: Durch die Omnibus-Pakete sollen Verfahren für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, Sorgfaltspflichten und die EU-Taxonomie einfacher und schneller gestaltet werden.
  2. Abbau von Hindernissen für den Binnenmarkt: Hindernisse innerhalb der EU sollen beseitigt und neue Hindernisse vermieden werden. Dies umfasst die Modernisierung der wirtschaftspolitischen Steuerung sowie die Beschleunigung und Vereinfachung der Normungsverfahren, insbesondere für KMU und Start-ups.
  3. Die Wettbewerbsfähigkeit finanzieren: Eine EU-Spar- und Investitionsunion soll den Zugang zu Kapital erleichtern. Ein neu ausgerichteter EU-Haushalt wird sicherstellen, dass Investitionen effizient fließen, während ein Wettbewerbsfähigkeitsfond strategische Investitionen bündelt.
  4. Kompetenzen und hochwertige Arbeitsplätze fördern: Eine neue Initiative, die Union der Kompetenzen, wird auf lebenslanges Lernen, die Integration von Fachkräften und die Förderung von Mobilität setzen. Zukunftssichere Kompetenzen sollen aufgebaut und bestehende gestärkt werden.
  5. Bessere Koordinierung der politischen Maßnahmen auf EU und nationaler Ebene: Ein Instrument zur Koordinierung der Wettbewerbsfähigkeit soll die Umsetzung gemeinsamer, politischer Ziele sicherstellen. Grenzüberschreitende Projekte von europäischem Interesse werden identifiziert und gezielt unterstützt.

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Häufig gestellte Fragen
Was sind die Omnibus-Pakete?

Die Omnibus-Pakete sind Teil des EU-Kompasses für Wettbewerbsfähigkeit, der langfristige Ziele wie die Schließung der Innovationslücke, die Verbindung von Dekarbonisierung mit Wettbewerbsfähigkeit und die Stärkung strategischer Resilienz verfolgt. Die Omnibus-Pakete zielen darauf ab, Berichtspflichten wie CSRD, CSDDD und die EU-Taxonomie zu vereinfachen und Unternehmen effizienter zu unterstützen. Die Berichtspflichten sollen um 25 % verringert werden (bei KMUs um 35 %) und eine neue Definition für KMUs eingeführt werden (Small Mid-Caps), sodass Unternehmen von maßgeschneiderten Regelungen profitieren könnten.

Welche Unternehmen sind von den Omnibus-Paketen betroffen?

Alle Unternehmen, die unter die CSRD und CSDDD fallen, sowie etwa 31.000 mittelgroße Unternehmen (Small Mid-Caps) können von den Änderungen der Omnibus-Vereinfachungen profitieren.

Wann tritt die erste Omnibus-Vereinfachung in Kraft?

Der finale Entwurf des EU-Kompasses für Wettbewerbsfähigkeit wurde am 29. Januar 2025 veröffentlicht. Der Vorschlag für das erste Omnibus-Paket, das “Nachhaltigkeits-Omnibus-Paket”, soll am 26. Februar 2025 vorliegen.