Letzte Aktualisierung am 24. Januar 2025
In aller Kürze
- ESG steht für Environmental, Social und Governance (Umwelt, Sozial und Unternehmensführung)
- Mithilfe von ESG-Kriterien kann die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens gemessen werden
- Die Sustainable Development Goals (SDGs) dienen als globaler Rahmen für Nachhaltigkeit und helfen Unternehmen dabei, ESG-Kriterien strategisch zu entwickeln und deren Umsetzung zu bewerten
Neben dem externen Druck durch Gesellschaft, Kunden, Lieferanten und regulatorische Vorgaben wächst auch der interne Antrieb in vielen Unternehmen, sich intensiver mit ESG-Themen auseinanderzusetzen. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Chance ist, ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Einige Unternehmen erstellen bereits seit Jahren umfassende Nachhaltigkeitsberichte, während andere ESG-Ziele fest in ihre Unternehmensstrategie integriert haben, um eine nachhaltige Wertschöpfung sicherzustellen.
Doch was verbirgt sich hinter ESG? Um ein besseres Verständnis zu schaffen, haben wir in diesem Blogartikel alle wichtigen Basisinformationen zu ESG für Sie zusammengefasst.
Was ist ESG und warum ist es relevant?
Der Begriff bzw. die Abkürzung ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Sozial) und Governance (Unternehmensführung). Auch wenn diese Faktoren schon seit den 60er Jahren in Investment-Gesprächen wichtig waren, haben die Vereinten Nationen erst im Jahr 2006 den ESG-Begriff offiziell ins Leben gerufen. Dies sorgte für eine gewisse Messbarkeit der Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens.
Generell bieten ESG-Kriterien einen Rahmen, um die Nachhaltigkeitsleistung und soziale Verantwortung von Unternehmen zu bewerten. In der Finanzbranche kommen sie zum Einsatz, um Investitionen in nachhaltige Geldanlagen sicherzustellen. In einer modernen Unternehmensführung sind ESG-Kriterien unverzichtbar, da sie nicht nur die Erwartungen der Stakeholder (wie z.B. Investoren und Kunden) erfüllen, sondern auch wirtschaftliche Risiken minimieren und soziale Verantwortung fördern. Heutzutage beeinflussen sie langfristig den Erfolg und die Reputation eines Unternehmens. Für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit bewerten ESG-Rating-Anbieter wie EcoVadis oder CDP Unternehmen auf Basis ihrer ESG-Kriterien und bieten wirtschaftlichen Akteuren wertvolle Orientierung – etwa bei der Auswahl von Geschäftspartnern und Lieferanten. Gleichzeitig unterstützen sie Unternehmen, Lieferanten sowie Städte und Regierungen dabei, ihre ESG-Daten transparent offenzulegen und nachhaltige Praktiken zu fördern.
Die drei Säulen von ESG: Environmental, Social, Governance – kurz erklärt
Environmental (Umwelt)
Das erste Kriterium von ESG befasst sich mit den Umweltaspekten eines Unternehmens. Es beinhaltet alle Kennzahlen und Dokumente, die aufzeigen, wie umweltfreundlich bzw. umweltschädlich ein Unternehmen agiert.
Interessierte Stakeholder sollen erkennen können, inwiefern das Unternehmen die Umwelt verschmutzt, Treibhausgase emittiert, Ressourcen verbraucht und aber auch, was das Unternehmen zur Verbesserung und zum Schutz der Umwelt (Ressourcenschutz, effiziente Energienutzung, etc.) beiträgt.
Vor allem in den letzten Jahren sind Klimarisiken auch in Deutschland bedeutender geworden, da sich die Auswirkungen der Klimakrise nicht nur im Ausland, sondern auch bei uns deutlicher zeigen. Da dies auch eine wirtschaftliche Bedrohung ist, erlangen umweltschützende Maßnahmen immer mehr Bedeutung (McKinsey Studie, 2020: Climate Risk and Response).
Das Umwelt-Kriterium befasst sich u. a. mit:
- Strategien zur Anpassung an den Klimawandel: Milderung der Auswirkungen des Klimawandels und Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen
- Energieverbrauch und Energiemix: Analyse und Optimierung des Energieverbrauchs, Übergang zum nachhaltigen Energiemix (hoher Anteil an erneuerbaren Energien)
- Scope 1, 2 und 3 Emissionen sowie Projekte zur Verringerung der Treibhausgase: Erfassung und Reduzierung der direkten, indirekten und weiteren Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, sowie Initiativen zur Verringerung der CO₂-Emissionen
- Angaben über die Höhe von und Maßnahmen gegen Umweltverschmutzung: Offenlegung der Umweltbelastungen, konkrete Maßnahmen zur Vermeidung / Reduzierung dieser
- Maßnahmen zum Schutz von Wasser- und Meeresressourcen: Initiativen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung von Wasserressourcen und zur Vermeidung von Meeresverschmutzung
- Nachhaltige Strategien zum Schutz und zur Förderung biologischer Vielfalt: Entwicklung von Projekten, zum Erhalt und zur Förderung biologischer Vielfalt, insbesondere in Bezug auf gefährdete Arten und natürliche Lebensräume
- Generelle Ressourcennutzung und Förderung der Kreislaufwirtschaft: Effiziente Nutzung von natürlichen Ressourcen, Förderung der Wiederverwertung und Reduktion von Abfällen
Unternehmen können durch verschiedene Zertifikate, wie die Umweltmanagementsysteme ISO 14.001 oder EMAS, sowie durch ESG-Ratings und einer transparenten ESG-Berichterstattung nachweisen, wie umweltfreundlich sie agieren. Dabei werden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt:
- CDP fokussiert sich auf das Umweltthema. Das Rating deckt Kennzahlen zu Klimawandel, Entwaldung, Wassersicherheit, Biodiversität und Kunststoff ab.
- EcoVadis befasst sich mit insgesamt 21 Nachhaltigkeitsindikatoren, von denen 9 im Umweltbereich verortet sind (Details zum EcoVadis-Rating).
- Das EU-Gesetz CSRD beinhaltet 12 ESRS-Standards, von denen 5 Umweltthemen sind (ESRS E1 bis ESRS E5).
Social (Soziales)
Das zweite Kriterium von ESG befasst sich mit den sozialen Aspekten eines Unternehmens. Es umfasst alle Maßnahmen und Richtlinien, die zeigen, wie ein Unternehmen seine Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten und der Gesellschaft wahrnimmt.
Interessierte Stakeholder sollen erkennen können, inwiefern das Unternehmen faire Arbeitsbedingungen bietet, Diversität und Inklusion fördert, Menschenrechte achtet und zum Gemeinwohl beiträgt. In den letzten Jahren hat die Bedeutung sozialer Verantwortung stark zugenommen, da Unternehmen zunehmend für die sozialen Auswirkungen ihrer Geschäftspraxis zur Rechenschaft gezogen werden. Soziale Kriterien sind daher nicht nur ethisch relevant, sondern beeinflussen auch die Reputation und den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.
Das Sozial-Kriterium befasst sich unter anderem mit:
- Einhaltung von Arbeitskräften- und Menschenrechten: Sicherstellung fairer Behandlung, Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit, Förderung von Nichtdiskriminierung
- Arbeitsbedingungen und Gesundheitsschutz: Bereitstellung sicherer und gesunder Arbeitsplätze, Maßnahmen zur Arbeitssicherheit und ergonomischen Gestaltung
- Diversität und Inklusion: Förderung vielfältiger Teams, Gleichstellung der Geschlechter, Chancengleichheit, Integration unterschiedlicher Kulturen und Perspektiven
- Weiterbildung und Entwicklung: Angebote zur beruflichen Weiterentwicklung, Schulungen und Fortbildungen für Mitarbeitende
- Gesellschaftliches Engagement: Beteiligung an sozialen Projekten, Corporate Social Responsibility (CSR), Unterstützung lokaler Gemeinschaften
Das Sozial-Kriterium befasst sich nicht nur mit den Arbeitskräften des Unternehmens, sondern auch mit Arbeitskräften entlang der Wertschöpfungskette des Unternehmens sowie mit Auswirkungen, die ein Unternehmen auf die Bevölkerung (betroffene Gemeinschaften wie auch Produkt-Endnutzer:innen) hat.
Unternehmen können durch verschiedene Standards, ESG-Ratings und Zertifikate nachweisen, wie sozial verantwortlich sie agieren. Dazu gehören unter anderem:
- OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen: Empfehlungen für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln in Bereichen wie Menschenrechte, Arbeitsnormen und Umwelt.
- ILO-Kernarbeitsnormen: Internationale Arbeitsstandards, die grundlegende Prinzipien wie Vereinigungsfreiheit, Beseitigung von Zwangsarbeit und Diskriminierungsverbot festlegen.
- UN Global Compact: Initiative der Vereinten Nationen, die Unternehmen zur Einhaltung von zehn Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung aufruft.
- ISO 26000: Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen, der Prinzipien und Praktiken für nachhaltiges Handeln beschreibt.
- EcoVadis: Sieben von 21 Nachhaltigkeitsindikatoren beschäftigen sich mit Arbeits- und Menschenrechte.
- CSRD: Von den 12 ESRS-Standards beinhalten vier soziale Themen.
Governance (Unternehmensführung)
Das dritte Kriterium von ESG widmet sich der Governance, also der verantwortungsvollen Unternehmensführung. Es umfasst alle Strukturen, Prozesse und Richtlinien, die sicherstellen, dass ein Unternehmen gesetzeskonform, ethisch korrekt und transparent handelt.
Interessierte Stakeholder sollen erkennen können, wie gut ein Unternehmen organisiert ist, welche Werte und Prinzipien es vertritt und wie es sicherstellt, dass diese eingehalten werden. Governance spielt eine zentrale Rolle, da sie die Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen bildet.
Das Governance-Kriterium befasst sich unter anderem mit:
- Ethikrichtlinien und Kodizes: Klare Vorgaben zur Bekämpfung von Korruption, Bestechung und Interessenkonflikten
- Compliance und Gesetzestreue: Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, Vermeidung rechtlicher Verstöße
- Transparenz und offene Kommunikation: Veröffentlichung von Informationen zu Unternehmensentscheidungen und -risiken
- Unabhängige Kontrollgremien: Diverse und unabhängige Besetzung von Aufsichtsräten und anderen Kontrollorganen
- Wettbewerbsrecht und Fairness: Sicherstellung eines fairen Wettbewerbsumfelds und Vermeidung von Marktmanipulation
- Steuerkonformität: Gesetzeskonforme Steuerpolitik und transparente Berichterstattung
Anerkannte Standards für Governance sind:
- Deutscher Corporate Governance Kodex (DCGK): Leitlinien für gute und transparente Unternehmensführung in Deutschland.
- UN Global Compact: Fördert die Einhaltung von Menschenrechten, Arbeitsstandards und Korruptionsbekämpfung.
- ISO 37000: Standard für die Prinzipien und Praktiken einer effektiven Unternehmensführung.
- OECD-Grundsätze der Corporate Governance: Internationale Standards zur Stärkung von Transparenz und Verantwortung.
- Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK): Rahmenwerk für transparente Nachhaltigkeitsberichterstattung.
- EcoVadis: Der Bereich Ethik mit 3 Nachhaltigkeitsindikatoren beschäftigt sich mit der Unternehmensführung.
- CSRD: Es gibt einen ESRS-Governance-Standard, der sich genauer anschaut, wie Verwaltungs-, Management- und Aufsichtsfunktionen die Kultur eines Unternehmens prägen.
ESG-Standards und Kriterien: Frameworks für nachhaltige Unternehmensführung
Grundsätzlich bieten ESG-Kriterien ein flexibles Framework zur Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens. Je nach Interesse der Stakeholder können die ESG-Kriterien auf unterschiedliche Schwerpunkte ausgelegt werden. Diese Vielseitigkeit hat zur Entwicklung zahlreicher ESG-Ratings und Standards geführt, die Unternehmen dabei unterstützen, Nachhaltigkeit messbar, vergleichbar und transparent zu machen.
Der ESG-Rating-Anbieter CDP konzentriert sich beispielsweise auf Umweltthemen wie Klimawandel, Entwaldung und Wassersicherheit (Erweiterung auf soziale und Governance-Aspekte ist geplant). Im Vergleich dazu deckt das ESG-Rating von EcoVadis verschiedene Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung ab.
Globale Frameworks wie die Global Reporting Initiative (GRI) oder die Standards des Sustainability Accounting Standards Board (SASB) bieten strukturierte Leitlinien, um ESG-Daten systematisch zu erfassen und offenzulegen. Ergänzt wird dies durch die ESRS der CSRD, die eine einheitliche und detaillierte Berichterstattung über ESG-Kennzahlen gewährleisten.
Durch diese Frameworks und Bewertungsmechanismen erhalten Unternehmen eine klare Orientierung, wie sie ESG-Aspekte strategisch in ihre Wertschöpfungskette integrieren können. Transparenz und einheitliche Standards schaffen dabei nicht nur Vorteile für Unternehmen selbst, sondern fördern auch die nachhaltige Entwicklung auf globaler Ebene.
ESG-Ziele: Wie Unternehmen nachhaltige Entwicklung fördern
Ein entscheidender Meilenstein für die Integration von ESG-Zielen für eine nachhaltige Wirtschaft ist die 2015 von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN) verabschiedete „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“. Diese enthält 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die sich auf ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte konzentrieren. Die Agenda fordert Unternehmen weltweit auf, ihre Strategien und Geschäftspraktiken an diesen Zielen auszurichten. Die SDGs umfassen unter anderem Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels, zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit, zur Bekämpfung von Armut und zur Sicherstellung von nachhaltigem Konsum und Produktion.
Spätestens an dieser Stelle wird die Bedeutung von ESG-Aspekten für den gesamten Wertschöpfungsprozess deutlich. Unternehmen, die ESG-Ziele erfolgreich in ihre Strategie integrieren, stärken nicht nur ihr gesellschaftliches Ansehen, sondern schaffen auch nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg. Sie minimieren Risiken, erhöhen die Attraktivität für Investoren und sichern die langfristige Bindung von Kunden und Talenten.
Um ESG-Kriterien wirksam in der Unternehmensstrategie zu verankern, bedarf es einer klaren Verbindung zwischen Nachhaltigkeitszielen und der operativen Geschäftstätigkeit. Unternehmen sollten:
- Nachhaltigkeitsziele definieren: Basierend auf den SDGs und unternehmensspezifischen Herausforderungen.
- Kennzahlen und Berichtsmechanismen etablieren: Um Fortschritte messbar und transparent zu machen.
- Verantwortlichkeiten festlegen: Mit Nachhaltigkeitsbeauftragten oder Chief Sustainability Officers (CSOs), die ESG-Themen strategisch vorantreiben.
- Investitionen in nachhaltige Technologien und Prozesse tätigen: Um Emissionen zu senken und Ressourcen effizienter zu nutzen.
Durch die Kombination von externer Verantwortung und interner Überzeugung wird ESG zu einem zentralen Treiber für Innovation und nachhaltiges Wachstum. Unternehmen, die diese Entwicklung frühzeitig antizipieren, positionieren sich als Vorreiter einer zukunftsfähigen Wirtschaft.
Fazit: Warum ESG für Unternehmen unverzichtbar ist
ESG-Kriterien sind weit mehr als ein Buzzword. Sie bieten Unternehmen die Chance, Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig langfristigen Erfolg zu sichern. In einer Welt, in der Kunden und Investoren immer bewusster handeln, sind Unternehmen mit starker ESG-Strategie klar im Vorteil.
Unternehmen, die ESG in ihre Prozesse integrieren, profitieren nicht nur von einer besseren Marktposition, sondern auch von der Erfüllung regulatorischer Anforderungen wie der CSRD. ESG-Ratings wie EcoVadis helfen dabei, diese Entwicklung messbar und transparent zu gestalten.