Interview

Optimierte Prozesse für einheitliche Nachhaltigkeitsdaten

Interview mit Jan-Niklas Möller, Nachhaltigkeitsmanager beim Hygienepapierhersteller WEPA

Jan-Niklas Möller Nachhaltigkeitsmanager WEPA im Interview

Inhaltsverzeichnis

Case name

Jan-Niklas Möller
Sustainability Manager (Data Management & Controlling)

Letzte Aktualisierung am 07. November 2024

In dieser Interviewserie sprechen wir mit Expert:innen aus dem Bereich der Nachhaltigkeit über ihre Rolle, ihr Fachwissen und ihren Beitrag zur Verbesserung von Unternehmensprozessen in Bezug auf Nachhaltigkeitsdaten. Wir erfahren, was sie antreibt, wie sie mit Informationen zu ökologischen und sozialen Themen umgehen und was für sie den effizienten Austausch dieser Daten ausmacht.

Jan-Niklas Möller ist Nachhaltigkeitsmanager bei WEPA, einem Hygienepapierhersteller, der sich auf die Herstellung und den Vertrieb von nachhaltigen und innovativen Produkten, insbesondere aus Recyclingfasern, spezialisiert hat. In seiner Rolle konzentriert sich Jan-Niklas Möller auf Datenmanagement und Controlling und befasst sich mit vielen verschiedenen quantitativen und qualitativen Datenpunkten aus dem gesamten Unternehmen.

Interview Nachhaltigkeitsdaten WEPA Sunhat
Liisa Kelo (Sunhat) im Gespräch mit Jan-Niklas Möller (WEPA)

Erfahren Sie in diesem Interview, warum es aus seiner Sicht wichtig ist, den Nachhaltigkeitsdaten einen Kontext zu geben, um die Fortschritte eines Unternehmens im Nachhaltigkeitsbereich zu bewerten.

Liisa Kelo, Sunhat: Was ist Ihre Motivation, bei WEPA an Nachhaltigkeitsthemen zu arbeiten?

Jan-Niklas Möller, WEPA: Produkte des täglichen Bedarfs wie Hygienepapier stehen oft nicht im Mittelpunkt der Kaufentscheidungen der Menschen im Supermarkt, wenn es um ein nachhaltiges Leben geht, aber sie sind ein wichtiger Hebel im Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft. Wenn meine Arbeit also dazu beitragen kann, dass die Menschen in ihrem Alltag nachhaltigere Entscheidungen treffen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind, ist das die einzige Motivation, die ich brauche.

Liisa Kelo, Sunhat: Wie würden Sie die Realität von Nachhaltigkeitsmanager:innen oder Nachhaltigkeitsteams beschreiben?

Jan-Niklas Möller, WEPA: Es ist, als würde man die Welt durch viele verschiedene Fenster betrachten und dann versuchen, ein einziges Bild zu malen, das all die verschiedenen Perspektiven in einem Rahmen vereint. Aber die Welt da draußen ist sehr komplex und verändert sich ständig. Man lernt also nie aus, sie zu verstehen.

Glücklicherweise setzt sich unser Team aus Mitgliedern mit unterschiedlichen Stärken und Fachkenntnissen zusammen, was ich für sehr wichtig halte. Ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsteam ist nur mit einer Vielzahl von Menschen möglich, da wir versuchen, ein Bild zu zeichnen, das alle einschließt.

Liisa Kelo, Sunhat: Können Sie die Arbeit des Nachhaltigkeitsteams bei WEPA beschreiben?

Jan-Niklas Möller, WEPA: Wir haben unser Team um unsere 4+1-Nachhaltigkeitsstrategie aufgebaut, die uns hilft, unsere individuellen Stärken optimal zu nutzen. Die Strategie steht für unsere vier Handlungsfelder: "Future Fibres", "Operational Efficiency", "Sustainable Hygiene Paper Portfolio" und "Portfolio Extension through Innovation" – sowie unsere Grundlagenthemen.

Das bedeutet, dass wir viele Schnittstellen zu den Fachleuten in anderen Abteilungen und den bestehenden Prozessen im Unternehmen haben.

4+1 Nachhaltigkeitsstrategie von WEPA (Ausschnitt aus dem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht 2023 von WEPA)

Liisa Kelo, Sunhat: Was sind die größten Herausforderungen, denen Sie und das Nachhaltigkeitsteam gegenüberstehen?

Jan-Niklas Möller, WEPA: Durch die Etablierung unserer Nachhaltigkeitsstrategie und -berichterstattung in den letzten Jahren mussten wir die Prozesse für unser Datenmanagement anpassen oder neu schaffen.

Wir mussten verstehen, welche Nachhaltigkeitsdaten wir bereits haben, welche zusätzlichen Nachhaltigkeitsdaten wir brauchen und wofür wir die Daten verwenden wollen. Gleichzeitig erhalten wir immer mehr externe Anfragen, was bedeutet, dass die Menge der von uns benötigten Nachhaltigkeitsdaten ständig zunimmt.

Deshalb arbeiten wir an optimierten Prozessen, die den Arbeitsaufwand verringern und die Einblicke verbessern. 

Liisa Kelo, Sunhat: Wie bewältigen Sie diese Herausforderungen rund um Ihre Nachhaltigkeitsdaten?

Jan-Niklas Möller, WEPA: Der wichtigste Aspekt bei der Bewältigung von Herausforderungen ist immer eine gute Kommunikation. Da wir eine zentrale Funktion innerhalb des Unternehmens haben, müssen alle an Bord sein.

Das bedeutet nicht, dass man immer einer Meinung sein muss – vielmehr ist Raum für Diskussionen notwendig. Diese schaffen eine umfassendere Perspektive, die wichtig ist, um gemeinsam die beste Lösung zu finden.

Nachhaltigkeitsdaten WEPA Sunhat
Lukas Vogt und Liisa Kelo (beide Sunhat) sprechen mit Jan-Niklas Möller (WEPA) über die Herausforderungen von Nachhaltigkeitsdaten

Liisa Kelo, Sunhat: Können Sie uns einige weitere Einblicke in die Verwaltung von Ihren Nachhaltigkeitsdaten geben?

Jan-Niklas Möller, WEPA: Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, reden wir meist über den Kontext. Quantitative Daten sind die Grundlage, um die Fortschritte des Unternehmens zu verstehen, aber qualitative Nachhaltigkeitsdaten können helfen, das Umfeld des Unternehmens zu verstehen und die darin getroffenen Maßnahmen und Aktionen zu bewerten.

Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben: Wenn die Scope-2-CO₂-Emissionen durch den zusätzlichen Einsatz von erneuerbaren Energien insgesamt sinken, ist das keine ausreichende Information für eine Bewertung. Ist die erneuerbare Energie selbst erzeugt oder basiert sie auf dem Anteil des erneuerbaren Stroms im Strommix des Anbieters? Der Kontext bestimmt, wie wir die Zahlen interpretieren sollten.

Die Schnittstellen zu anderen Abteilungen und Expert:innen sind daher sehr wichtig für uns, um die Daten mit den richtigen Zusammenhängen zu verbinden. Ich würde sagen, dass ein Nachhaltigkeitsteam nur so gut sein kann wie die Expert:innen in den einzelnen Bereichen des Unternehmens.

Liisa Kelo, Sunhat: Wie sehen Sie den steigenden Informationsbedarf der Stakeholder über die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen? 

Jan-Niklas Möller, WEPA: Zunächst einmal glaube ich, dass Transparenz einer der wichtigsten Faktoren für echten Fortschritt ist. Und der zunehmende Druck sorgt dafür, dass der Versuch, sie zu vermeiden, immer weniger erfolgreich sein wird.

Ich möchte jedoch auf zwei Dinge hinweisen: Wir brauchen Vergleichbarkeit, und wir brauchen standardisierte Ansätze. Beides zu erfüllen, kann schwierig sein. Deshalb denke ich, dass es immer notwendig ist, Daten und Kontext zusammen zu betrachten.

In den letzten Jahren haben wir viele Fragebögen oder Bewertungsanfragen von unseren Interessengruppen erhalten. Das führt dazu, dass wir sehr viel Arbeitszeit damit verbringen, immer wieder sehr ähnliche Fragen zu beantworten (zum Glück, Sunhat hilft uns jetzt hier aus).

Liisa Kelo zeigt Jan-Niklas Möller die Nachhaltigkeitsdaten in der Sunhat Software

Deshalb ist ein standardisierter Ansatz mit Raum für Kontext so wichtig, um die Arbeitsbelastung massiv zu reduzieren, und ich sehe eine echte Chance für Verbesserungen durch die CSRD-Standards. Lassen Sie uns also so transparent wie möglich sein und gleichzeitig den Nachhaltigkeitsmanager:innen mehr Zeit geben, um an tatsächlichen Verbesserungen statt an Fragebögen zu arbeiten.

Liisa Kelo, Sunhat: Was geht mit der Verpflichtung einher, als Unternehmen transparent zu sein?

Jan-Niklas Möller, WEPA: Versuchen Sie nicht, perfekt zu sein. Geben Sie Ihre Fehler und Unzulänglichkeiten zu, aber zeigen Sie auch einen klaren Weg der Verbesserung auf. Und unterschätzen Sie nicht die Intelligenz der Menschen – Greenwashing wird am Ende niemandem nützen.

Liisa Kelo, Sunhat: Was lässt Sie optimistisch in die Zukunft blicken?

Jan-Niklas Möller, WEPA: Da wir schnell handeln müssen, kann der Fortschritt manchmal sehr langsam erscheinen. Aber wenn man nur fünf Jahre zurückblickt, ist der Wandel, der sich in unserem Unternehmen, aber auch in der Gesellschaft im Allgemeinen vollzogen hat, tatsächlich ziemlich beeindruckend.

Wir müssen noch viel tun, und es kann anstrengend sein, optimistisch zu bleiben, während Populismus auf dem Vormarsch ist – aber wir müssen beweisen, dass Veränderungen immer eine Chance sind, Dinge besser zu machen. Wenn ich über eine nachhaltigere Zukunft nachdenke, sehe ich eine Verbesserung des Lebens für alle.

Nachhaltigkeit ist auch ein Umdenken, und ich glaube, das ist die Botschaft, die wir beibehalten müssen. Ja, wir müssen die Art und Weise, wie wir derzeit leben, ändern, und ja, das ist eine gewaltige Aufgabe, die vor uns liegt. Aber es ist auch die größte Chance, eine gerechtere und lebenswertere Welt für uns alle zu schaffen.

Liisa Kelo, Sunhat: Vielen Dank für Ihre Einblicke, Herr Möller! 

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