Richtlinien

Das Zusammenspiel von GRI-Standards und ESRS verstehen

Erfahren Sie mehr über die Überschneidungen von GRI und ESRS, die aus der Zusammenarbeit von GRI und EFRAG resultieren mit dem Ziel die Berichterstattungsverfahren für Unternehmen in der EU zu optimieren

Eine grüne Welt mit nachhaltigen Rahmenwerken wie ESRS und GRI

Inhaltsübersicht

Name des Falles

Liisa Kelo
Senior Sustainability Expert

Letzte Aktualisierung am 5. Dezember 2023

Kurz und bündig

  • Wie von der EFRAG bestätigt, sind die ESRS so weit wie möglich in Anlehnung an die GRI-Standards konzipiert
  • Die Angleichung sendet ein klares Signal an Fachleute im Bereich der Nachhaltigkeit, die eine harmonische Integration von GRI-Standards und ESRS fordern
  • Am 30. November 2023 kündigten GRI und EFRAG die öffentliche Verfügbarkeit ihres GRI-ESRS-Interoperabilitätsindex an, der die beiden Standards vergleicht

In der dynamischen Welt der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind die Global Reporting Initiative (GRI) Standards eine weithin anerkannte Reihe von Nachhaltigkeitsstandards, die Unternehmen auf der ganzen Welt einen zuverlässigen Rahmen und Orientierungshilfe bieten.

Mit der Einführung der Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS), die durch die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) vorgeschrieben sind, entwickelt sich die Reporting-Landschaft weiter, so dass sich so manche in der EU tätige Unternehmen an der Schnittstelle zwischen GRI und ESRS wiederfinden werden.

In einem wichtigen Schritt zur Harmonisierung der Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung haben GRI und EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group) kürzlich eine neue Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Diese Vereinbarung gibt Unternehmen, die bereits nach GRI berichten, die Sicherheit, dass sie ihre derzeitigen Berichterstattungsprozesse für die ESRS nutzen können.

Für einen nahtlosen Übergang ist es wichtig, das Zusammenspiel zwischen GRI und ESRS zu verstehen. In diesem Blogartikel erläutern wir, wie Sie auf Ihren bestehenden GRI-Berichtsprozessen aufbauen können, um sich auf die Erfüllung der bevorstehenden Anforderungen des ESRS vorzubereiten.

GRI-Standards: Ein solides Fundament

GRI bietet Unternehmen weltweit Richtlinien und Standards für eine standardisierte und transparente Berichterstattung über ihre nachhaltigkeitsbezogenen Informationen.

Die GRI-Standards bestehen aus Leitlinien und Indikatoren für die Berichterstattung über ökologische, soziale und Governance-Leistungen und -Auswirkungen.

Die Standards helfen Unternehmen dabei, (1) wesentliche Themen zu identifizieren, die für ihre Geschäftstätigkeit und die Belange ihrer Stakeholder relevant sind, (2) Ziele festzulegen und (3) die Fortschritte im Laufe der Zeit zu messen.

Unternehmen auf der ganzen Welt haben die GRI als Goldstandard angenommen und ihren Ansatz in ihre Berichterstattungspraktiken integriert, da die GRI-Standards die vielfältigen Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen und nicht nur einen Rahmen, sondern auch ein Narrativ bieten, das auf globaler Ebene Anklang findet.

Die Problematik doppelter Berichterstattung: Navigieren zwischen globalen und europäischen Anforderungen

Eine dringende Frage für Sie als Nachhaltigkeitsfachkraft ist, ob die ESRS "doppelte Berichtsanforderungen" mit sich bringen. Laut GRI können Unternehmen, die bereits nach GRI-Standards berichten, die ESRS-Anforderungen in ihre bestehenden Prozesse integrieren.

Die Global Reporting Initiative ist sich der Problematik einer erhöhten Berichtslast aufgrund neuer Anforderungen bewusst und arbeitet aktiv mit der Europäischen Kommission zusammen, um zusätzliche Anforderungen zu minimieren. Die Strategie der Europäischen Kommission entspricht der Idee, auf bestehenden Standards aufzubauen , anstatt das Rad neu zu erfinden. Die GRI-Praktiken werden als wertvolle Ressourcen betrachtet, die in die Berichterstattungsprozesse des ESRS-Rahmens integriert werden können.

Folglich können die GRI-Standards als nützliches Vorbereitungsinstrument für die ESRS-Berichterstattung dienen. Unternehmen, die die GRI-Berichtsstandards anwenden, können sicher sein, dass ihre derzeitigen Prozesse den Anforderungen der ESRS gerecht werden. 

Die ESRS-Anforderungen werden schrittweise erweitert, und die Nutzung der GRI-Berichterstattung stellt sicher, dass die Unternehmen auf die kommenden Verpflichtungen vorbereitet sind.

Die Zusammenarbeit zwischen GRI und EFRAG oder der IFRS Foundation zielt darauf ab, einen Kernsatz gemeinsamer Angaben und eine gemeinsame Terminologie zu schaffen, die sich auf die Bewertung externer Auswirkungen oder auf das Verständnis des Einflusses von Nachhaltigkeitsthemen auf eine Organisation oder auf beides konzentrieren.

Durch den kooperativen Ansatz soll der Aufwand für die Berichterstattung erheblich verringert und gleichzeitig die Transparenz und Verfügbarkeit glaubwürdiger und vergleichbarer Nachhaltigkeitsdaten verbessert werden. Diese Partnerschaft erkennt die Vorteile für alle Interessengruppen und Informationsnutzer an, darunter auch Investoren und berichtende Organisationen.

Ein genauerer Blick auf die ESRS: Neuerungen und Unterschiede

Insbesondere werden die ESRS für die erste Gruppe von Organisationen ab 2024 rechtlich bindend sein, was einen wichtigen Meilenstein für die Datenverfügbarkeit und -vergleichbarkeit darstellt. Obwohl die GRI-Standards weltweit angewandte Standards sind, handelt es sich um eine freiwillige Berichterstattung; Unternehmen sind nicht gesetzlich verpflichtet, nach den GRI-Standards zu berichten. In der EU werden die ESRS ein grundlegender Bestandteil der systematischen Berichterstattungsroutinen für Unternehmen werden.

EFRAG sorgt zwar für eine Angleichung an die GRI-Standards, wo immer dies möglich ist, doch  sind Unterschiede zwischen den beiden Standards ersichtlich. Diese Unterschiede können sich auf die Granularität und den Datentyp, den Anwendungsbereich oder die Definition der Standards beziehen.


So führen die ESRS beispielsweise Neuerungen im Vergleich zu den wirkungsorientierten GRI-Standards ein, wie etwa eine umfangreichere Liste von ESG-Datenpunkten nach der doppelten Wesentlichkeitsanalyse

Im Folgenden haben wir einige Beispiele für Unterschiede aufgeführt: 

ESRS 1 Allgemeine Anforderungen 🔄 GRI 1 Grundlagen

  • Die ESRS-Nachhaltigkeitsberichterstattung ist hinsichtlich der Anforderungen an das Berichtsformat strenger als die GRI.
  • Die ESRS verlangen eine Doppelte Wesentlichkeitsanalyse, einschließlich der Wirkungs- und der Finanz-Perspektive, während sich die GRI-Standards auf auf die Wirkungsperspektive (Impact Materiality) konzentrieren.
  • Die ESRS verlangen, dass die Wesentlichkeit auf allen Ebenen angewendet wird, einschließlich Themen, Unter-Themen, Unter-Unter-Themen, sowie Auswirkungen und Chancen, während sich die GRI-Standards auf die Wesentlichkeit auf der Themenebene beziehen.

ESRS E1 Klimawandel 🔄 GRI 302 Energie

  • Die Unterschiede zwischen ESRS E1-5 und GRI 302-1, die sich beide mit Daten zum Energieverbrauch befassen, liegen in der Art und Weise, wie die Energieverbrauchsdaten aggregiert und disaggregiert werden.

‍ESRS E1 Klimawandel 🔄 GRI 305 Emissionen

  • Während ESRS E1-6 verlangt, dass Sie das Intensitätsverhältnis für die gesamten Treibhausgasemissionen (engl. Greenhouse Gas Emissions, short "GHG") mit den Geltungsbereichen Scope 1, 2 und 3 berichten, verlangt GRI 305-4, dass Sie das Intensitätsverhältnis der Treibhausgasemissionen aus Scope 1 und 2 getrennt von den Emissionen aus Scope 3 berichten.

ESRS S1 Eigene Belegschaft 🔄 GRI 403 Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz

  • GRI 403-1a verlangt, dass Sie über die gesetzlichen Anforderungen und Managementsystemstandards berichten, auf die sich Ihr System stützt, während die ESRS solche Informationen nicht verlangen, da dieser Aspekt von der Europäischen Union geregelt wird.

ESRS S3 Betroffene Gemeinschaften 🔄 GRI 411 Rechte indigener Völker

  • GRI 411-1 verlangt quantitative Daten über die Anzahl der Vorfälle; ESRS S3 erfordert narrative Offenlegungen.

ESRS G1 Geschäftsgebaren 🔄 GRI 414 Soziale Bewertung von Lieferanten

  • Während GRI 414-1 quantitative Daten zum Screening neuer Lieferanten auf der Grundlage sozialer Kriterien fordert, verlangt ESRS G1-2 eine Offenlegung im narrativen Format.

Wesentlichkeit in den verschiedenen Standards

Wesentliche Themen, wie sie von den GRI-Standards definiert werden, gehen über die herkömmliche finanzielle Wesentlichkeit hinaus, die für Unternehmen gilt.

GRI konzentriert sich auf Impact Materiality. Das bedeutet, dass diejenigen Themen als wesentlich identifiziert werden, welche die größten Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen, einschließlich ihrer Menschenrechte, darstellen. Diese Wirkungsperspektive betrachtet Wesentlichkeit als die nach außen gerichteten Auswirkungen der Organisation auf die sozioökonomischen Konstrukte in ihrem Umfeld.

Die sektorenspezifischen Standards nach GRI, sofern verfügbar, dienen als wertvolle Referenz für die wesentlichen Themen, die für bestimmte Sektoren relevant sind. Jede Organisation verfeinert ihre wesentlichen Themen in Zusammenarbeit mit den relevanten Stakeholdern, wobei sie sich von ihrem jeweiligen Kontext leiten lässt.

Impact Materiality nach ESRS unterscheidet zwischen negativen und positiven Auswirkungen. In Anlehnung an die GRI-Leitlinien werden tatsächliche und potenzielle negative Auswirkungen beschrieben, wobei der Schweregrad durch das Ausmaß, den Umfang und den nicht behebbaren Charakter bestimmt wird.

Darüber hinaus beziehen die ESRS die finanzielle Perspektive der Wesentlichkeit mit ein und wenden die IFRS Sustainability Disclosure Standards an, die auf die Bedürfnisse von Investoren und Kapitalmärkten zugeschnitten sind. Dies umfasst die Bewertung, wie die finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen Ihr Unternehmen beeinflussen.

Die Kombination beider Perspektiven, der Impact und der Financial Materiality, wird im Zusammenhang mit der CSRD als Doppelte Wesentlichkeit bezeichnet.

Mit den ESRS wurde ein Due-Diligence-Verfahren eingeführt, das die Auswirkungen, Risiken und Chancen in der Wesentlichkeitsanalyse betrachtet. Es bezieht sich auf zwei internationale Instrumente: die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen.

Dieses Due-Diligence-Verfahren verleiht der Wesentlichkeitsanalyse im Rahmen der ESRS eine zusätzliche Robustheit, die den weltweit anerkannten Grundsätzen und Leitlinien entspricht.

Abbildung der GRI- und ESRS-Berichtsanforderungen

Mit Blick auf die praktischen Belange von Nachhaltigkeitsfachleuten wollen GRI und EFRAG detaillierte technische Leitlinien für die Zuordnung der GRI-Standards zu den ESRS-Anforderungen bereitstellen.

Am 30. November 2023 kündigten sie die öffentliche Verfügbarkeit der Entwurfsversion ihres GRI-ESRS-Interoperabilitätsindex an, ein Mapping-Tool für die Anforderungen beider Standards, um Klarheit für berichtende Unternehmen zu schaffen.

Dieser Interoperabilitätsindex zielt darauf ab:

  • die Wechselbeziehung zwischen den Offenlegungsanforderungen und den Datenpunkten in den einzelnen Standards darzustellen
  • Sie in die Lage zu versetzen, GRI-Standards als Referenz in Ihre ESRS-Berichterstattung einzubeziehen
  • Sie dabei zu unterstützen, Ihre laufenden Berichterstattungsbemühungen für die Erstellung Ihres ESRS-Nachhaltigkeitsberichts zu nutzen
  • eine solide Grundlage für eine gemeinsame digitale Taxonomie schaffen
Die Zuordnung unterstreicht die grundlegenden Gemeinsamkeiten, die bereits zwischen den beiden Standards hergestellt wurden. Ihre Interoperabilität macht eine doppelte Berichterstattung überflüssig und schafft ein benutzerfreundliches Meldesystem ohne unnötige Komplexität. 


Unternehmen, die nach ESRS berichten, können als Unternehmen betrachtet werden, die "mit Bezug" auf die GRI-Standards berichten, so dass Sie die laufende GRI-Berichtserstattung für die Erstellung Ihres ESRS-Nachhaltigkeitsberichts nutzen können.

Um die Berichterstattungsprozesse weiter zu erleichtern, arbeiten EFRAG und GRI an einer digitalen Korrespondenztabelle, um die digitale Kompatibilität der ESRS- und GRI-Standards zu gewährleisten.

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Häufig gestellte Fragen
Was sind die Unterschiede zwischen den GRI-Standards und den ESRS?

Obwohl GRI und ESRS ein hohes Maß an Interoperabilität aufweisen, gibt es einige Unterschiede zwischen den beiden Standards. Der Hauptunterschied besteht darin, dass die ESRS-Berichterstattung obligatorisch und die GRI-Berichterstattung freiwillig ist. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die ESRS doppelte Wesentlichkeit verlangen, während die GRI-Standards sich auf Impact Materiality konzentrieren. Das Verfahren zur Bestimmung der wesentlichen Themen ist bei GRI und ESRS ähnlich. 

Außerdem können sich die Anforderungen an die Darstellung, Aggregation oder das Format der Daten zwischen den beiden Standards unterscheiden. So kann GRI beispielsweise eine quantitative Offenlegung eines Themas verlangen, während ESRS eine narrative Offenlegung vorschreibt. Andere Unterschiede können sich auf den Umfang oder die Definition bestimmter Themen beziehen. Diese Unterschiede werden auch im GRI-ESRS Interoperabilitätsindex beschrieben und kategorisiert.

Schließlich verlangt CSRD, dass der Nachhaltigkeitsbericht von einer unabhängigen dritten Partei geprüft wird.

Was ist das Ziel des GRI-ESRS Interoperabilitätsindex?

Der GRI-ESRS-Interoperabilitätsindex soll eine Orientierungshilfe für Fragen im Zusammenhang mit der technischen Umsetzung der Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards (ESRS) bieten. Er dient als Zuordnungsinstrument, das den Unternehmen hilft, die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verstehen, indem es die Wechselbeziehung zwischen den Offenlegungsanforderungen und Datenpunkten in beiden Standards aufzeigt.

Wie passen die ESRS zur Zusammenarbeit der GRI mit der IFRS Foundation?

Die GRI und die IFRS Foundation des ISSB arbeiten gemeinsam an der Entwicklung eines robusten Berichterstattungssystems mit Standards, die sowohl die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Außenwelt als auch die Auswirkungen der Außenwelt auf das Unternehmen berücksichtigen. Die ESRS berücksichtigen beide Perspektiven und spiegeln gleichzeitig die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen und Ziele im EU-Kontext wider.

Betrifft die CSRD auch Unternehmen außerhalb der EU, und wenn ja, ist die Berichterstattung nach den GRI-Standards hilfreich?

Ab Januar 2028 wird die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) auch Nicht-EU-Unternehmen betreffen, die bestimmte Kriterien erfüllen. Nicht-EU-Unternehmen mit einem Nettoumsatz von mehr als 150.000.000 EUR in der EU, mit einer EU-Niederlassung mit einem Nettoumsatz von mindestens 40 Mio. EUR in der EU oder mit einer wesentlichen oder börsennotierten EU-Tochtergesellschaft fallen in den Anwendungsbereich der CSRD.

Diese Unternehmen werden jedoch nur verpflichtet sein, wirkungsbezogene Informationen zu liefern, was die Entwicklung eines eigenen Standards erforderlich macht. Die GRI setzt sich aktiv für die Anerkennung ihrer Standards als gleichwertig mit der Anwendung dieser neu eingeführten Standards ein. Angesichts des allgemeinen Engagements der EFRAG, die ESRS so weit wie möglich an die GRI-Standards anzugleichen, können Unternehmen, die bereits nach GRI berichten, ihre bestehenden Berichterstattungsprozesse nutzen, um die ESRS zu erfüllen.